Studio LCB mit Jakob Arjouni

26. März 1996
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Jakob Arjouni
Moderation: Hubert Winkels
Gesprächspartner: Peter Lohmann, Christian Seiler

Weiterführende Informationen

Thematischer Schwerpunkt dieser Studio-LCB-Aufnahme ist zunächst eine nahezu phänomenologisch geprägte Diskussion über die sehr erfolgreichen Kriminalromane Arjounis. Über die Intention, gerade einen türkischen Prtivatdetektiv als Großstadthelden zu erfinden, erzählt der Autor, dass einer der Gründe, sich für eine solche Figur zu interessieren, mit dem stark eingeschränkten Bild des Türken in der bundesrepublikanischen Gesellschaft zusammenhing. In der Perspektive der Westdeutschen war ein Türke vor allem ein Straßenfeger. Die Linken waren für den Straßenfeger - so Arjouni weiter - und die Rechten gegen ihn. In der Debatte über die Besonderheiten der Kayankaya-Krimis und den bildungsbürgerlichen Hintergrund des Autors (der Vater ist Schriftsteller, die Mutter verlegt Theaterstücke) taucht ein immer wieder in literarischen Gesprächsrunden angerissener Aspekt auf: Warum ist die zeitgenössische deutschsprachige Literatur so unterhaltungsfeindlich? Nach der Lesung geht es hauptsächlich um "Magic Hoffmann", einen Roman, der stark von der Kritik rezipiert und teilweise heftig verrissen wurde. In der Sendung kreisen die Teilnehmer eher um den Wirklichkeitsgehalt des Romans (,der kein Krimi ist). Moderator Hubert Winkels meint, dass die dargestellte Realität mit den sozialen Gegebenheiten wenig gemein habe. Lohmann findet dagegen, dass man hier sehr viel über die gegenwärtigen Befindlichkeiten Deutschlands erfahre. Seiler interessiert sich vor allem für ethische Aspekte im Text.

Programmtext

Jakob Arjouni, 1964 in Frankfurt/M. geboren, gehört zu den wenigen jüngeren Autoren in Deutschland, deren Bücher hohe Auflagen erzielen und auch im Ausland mit Übersetzungen im literarischen Leben präsent sind. Sein Debütroman "Happy Birthday, Türke!" wurde von Doris Dörrie verfilmt, für "Ein Mann, ein Mord" erhielt er 1992 den Deutschen Krimi-Preis. Auch "Magic Hoffmann", Jakob Arjounis neuer Roman, der in Kürze bei Diogenes erscheint, trägt die Züge einer Kriminalgeschichte. Zugleich ist er aber auch ein Roman über die neue Hauptstadt Berlin aus der Sicht eines Underdogs aus der Provinz. Der Autor liest aus seinem Buch und berichtet im Gespräch mit den Publizisten Peter Lohmann (Hamburg) und Christian Seiler (Wien) außerdem von seinen derzeitigen Erfahrungen mit der Inszenierung seines neuen Theaterstücks "Edelmanns Tochter" am Wuppertaler Schauspiel.

Personen auf dem Podium