Studio LCB mit Jörg Maurer und Georg M.Oswald
12. April 2012
Literarisches Colloquium Berlin
Lesung: Jörg Maurer und Georg M.Oswald
Gesprächspartner: Tobias Gohlis
Moderation: Denis Scheck
Sobald alle Rechtsinhaber zugestimmt haben, wird diese Veranstaltung vollständig nachzuhören sein.
Programmtext
Der Kriminalroman boomt. Nicht nur im Fernsehen, wo man dem mediendiskursbestimmenden Tatort-Terror kaum mehr entkommen kann, auch in der Literatur. Aber kann ein schäbiger Taschenbuchkrimi Literatur sein? Zumal ein Krimi jener Spielart, die das abgeschmackteste und narzisstischste Wiedererkennungsbedürfnis geistloser Leser bedient: der Regionalkrimi? In den Händen des Sprachartisten Jörg Maurer unbedingt. Allein für die Erfindung eines ebenso verfressenen wie heimatverbundenen kriminellen Bestatterpärchens, das für die italienische Mafia Leichen verschwinden läßt, indem es sie Einheimischen mit in die Särge legt, gebührt dem auch als Musikkabarettist bekannten, 1953 in Garmisch-Partenkirchen geborene Jörg Maurer der Preis für die skurrilste Phantasie im deutschen Kriminalroman. "Gerade hinter den Geranien lauert das Grauen" weiß er und treibt souverän seine Possen mit der Leberkäse-Seligkeit des Alpenvorlands.
Auch der 1963 geborene Georg M. Oswald hat nach vieldiskutierten Romanen wie "Party-Boy", "Alles was zählt", "Im Himmel" und "Vom Geist der Gesetze" den Kriminalroman für sich entdeckt. Der Werdegang Georg M. Oswalds, der als Anwalt in München arbeitet, führt allerdings von einer für die deutsche Gegenwart geradezu repräsentativen Literaturkarriere mit üblichen Stationen wie Teilnahme am Bachmann-Preis, Poetikdozentur und diversen Stipendien und Literaturpreisen zum Krimi. Im "Studio LCB" stellen Jörg Maurer und Georg M. Oswald ihre neuen Romane vor und diskutieren mit dem Literaturkritiker Tobias Gohlis, Sprecher der "Krimizeit-Bestenliste", über E und U, Eigengesetze der Genreliteratur und die Strahlkraft des Verbrechens.
Weiterführende Information
In dieser Studio-LCB-Aufnahme unterhalten sich die Teilnehmer über die Eigenschaften des Kriminalromans im Vergleich zu anderen literarischen Genres. Maurer behauptet, das Hauptmerkmal des Krimis sei, dass man sich auf den Sieg des Guten verlassen könne. Tobias Gohlis widerspricht dieser Charakterisierung. Der Kriminalroman würde die moralischen Fragen immer wieder neu stellen. Ob das Gute oder das Schlechte den Sieg davon trage, sei gleichgültig, ergänzt er. Der Fragenkatalog des Moderators Denis Scheck lautet: Finden im Krimi keine literarischen Experimente statt? Ist der Krimi ein exaktes gesellschaftliches Barometer? Werden die Helden nicht immer skurriler? Braucht der Krimi das Milieu?