Studio LCB mit Norbert Zähringer

10. September 2009
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Norbert Zähringer
Gesprächspartner: Wieland Freund und Jörg Magenau
Moderation: Hubert Winkels

Programmtext

Eineinhalb Erdbeben, zwei Neugeborene, ein Jahrzehnte umspannender Kriminalfall und dies alles mit Aplomb in die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts geführt: Norbert Zähringer erzählt in seinem neuen Roman "Einer von vielen" (Rowohlt) von der Ironie der Geschichte, ihrem Motor, dem Zufall, von großen Katastrophen und kleinen Dramen - ebenso komisch-burlesk wie lebensprall, abgründig und nicht ohne eine Prise Wahnsinn. Zähringer wurde 1967 in Stuttgart geboren, wuchs in Wiesbaden auf, lebt seit langem in Berlin. 2001 erschien sein Romandebüt "So", das gefeiert wurde als "eines der komischsten, schrägsten und absurdesten Debüts der letzten Jahre" (Süddeutsche Zeitung), 2006 folgte das ähnlich turbulente Romanwerk "Als ich schlief" und jetzt also: "Einer von Vielen", der Roman, aus dem er vorlesen wird. Mit Norbert Zähringer diskutieren die Literaturkritiker Jörg Magenau und Wieland Freund.

Weiterführende Informationen

Im ersten Teil der Aufnahme unterhält sich Hubert Winkels mit Norbert Zähringer über einige Eigenarten in dessen Romanen. Z.B. über das auffallende Element, dass Figuren wie Dinge gleichermaßen häufig vom Himmel fallen. Dieses Phänomen ist auch in seinem neuen Roman zu beobachten, in dem Flugzeugstaffeln des Zweiten Weltkriegs eine tragende Rolle spielen. Auf die Frage, warum das so sei, antwortet der Schriftsteller jedoch eher ausweichend. Im ersten Abschnitt der Aufnahme steht überdies die Debatte über die einschneidenden Änderungen in "Literaturen" im Blickpunkt; und Winkels spricht mit den beiden Literaturkritikern Freund und Magenau, wie eine literarische, monatlich erscheinende Zeitschrift heute aussehen und funktionieren sollte. Im zweiten Teil jedoch geht es ausschließlich um Zähringers neuen Roman, von dem beide Kritiker ins Schwärmen geraten; und der sie zu interpretatorischen Höhenflügen animiert. Freund spricht gar vom "pynchonesken Einschlag" in Zähringers Werk - und meint damit (unter anderem), dass es einen ähnlichen Hang zur Groteske gäbe wie in den berühmten Romanen des amerikanischen Autors Thomas Pynchon. Magenau ist fasziniert, wie Zähringer die Technik des allwissenden Erzählers einsetzt - nämlich in der Art, dass eine "metaphysische Sehnsucht" entsteht. Magenau erläutert dies ebenfalls - und spricht sogar von einem "warmen Blick von oben", der auf das eng geknüpfte Netz von Figuren geworfen würde.

Personen auf dem Podium