Übrig blieb ein moosgrüner Apfel: Clemens J. Setz und Daniela Strigl im Gespräch über den neuen Auswahlband von H. C. Artmann (Insel 2021)

30. März 2021
Stiftung Lyrik Kabinett

(Online-Lesung, Lyrik Kabinett, München)

Programmtext

Der ins unverdiente Halbdunkel geratene Büchner-Preisträger H. C. Artmann (1921-2000) ist in einem bibliophilen Band neu zu entdecken. Er präsentiert Gedichte aus allen Schaffensphasen und in vielerlei Gestalt. Da gibt es melancholische Spätestromantik, die Travestie exotischer Formen, Sprachspiele und Scherze, ironische Oden und makellose Haikus und einige – fern der Wiener Peripherie wohl mysteriöse – Dialektgedichte nach der Art von Artmanns Debüt med ana schwoazzn dintn. Bald schwelgerisch, bald wortkarg, aber immer mit taufrischer poetischer Empfindung hantiert Artmann mit Blumen, Bäumen und Früchten, nicht selten mit erotischer Symboldeutlichkeit: „alle meine küsse will ich eintauschen mit dir / gegen nichts als zwei rote beeren ...“. „Weise und magisch“, nennt Clemens Setz diese Verse im Nachwort. Daniela Strigl, geboren 1964 in Wien, studierte Germanistik, Geschichte, Philosophie und Theaterwissenschaft und lehrt seit 2007 Germanistik an der Universität Wien. Für ihre publizistischen Beiträge wurde sie u.a. mit dem Österreichischen Staatspreis für Literaturkritik und dem Alfred-Kerr-Preis ausgezeichnet. Clemens Setz, 1982 in Graz geboren, lebt als Autor von Romanen, Gedichten, Theaterstücken, Drehbüchern und Übersetzungen in Graz. Für sein Erzählwerk wurde er mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht: allein 2020 mit Jakob-Wassermann-Literaturpreis und dem Kleist-Preis. 2018 hielt er im Lyrik Kabinett eine Zwiesprache über den Esperanto-Autor William Auld.

H.C. Artmanns „Sämtliche Gedichte“, hrsg. v. Klaus Reichert, sind bei Jung und Jung erschienen.

Personen auf dem Podium