Studio LCB mit Ulrich Greiner und Volker Weidermann

14. März 2006
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Ulrich Greiner und Volker Weidermann
Gesprächspartner: Christoph Bartmann
Moderation: Hubert Winkels

Programmtext

"Eine kurze Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis heute" nennt der Feuilletonleiter der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Volker Weidermann sein neues Buch in leiser Anspielung an den umstrittenen Essay von Heinz Schlaffer "Die kurze Geschichte der deutschen Literatur". Der kleine (grammatische) Artikel markiert einen Unterschied ums Ganze. Wo Schlaffer der deutschen Literatur insgesamt nur zwei kürzere Hochphasen zugesteht - die Literatur nach 45 gehört nicht dazu -, geht Volker Weidermann in "Lichtjahre" (KiWi) mit der Neugier des Nachgeborenen heran an die frühen literarischen Jahre der Republik. Die Gegenwart mustert er mit der urteilsfreudigen Leidenschaft des Zeitgenossen. 135 Autoren aus sechzig Jahren werden vorgestellt - kenntnisreich, subjektiv und entschieden. Auch Ulrich Greiner (Die Zeit) hat ein Buch geschrieben, dessen Titel sich an ein früheres anlehnt. Sein "Leseverführer" erinnert an den "Romanverführer" Rolf Vollmanns. Doch Greiner geht einen anderen Weg: Er erzählt vom Umgang, auch von seinem Umgang mit Werken der schönen Literatur quer durch die Zeiten und Länder. "Eine Gebrauchsanweisung zum Lesen schöner Literatur" heißt sein Buch im Untertitel. Tatsächlich ist es nicht belehrend, sondern verführend. Volker Weidermann und Ulrich Greiner werden aus ihren Büchern lesen, und sie werden die Entwicklung der deutschen Nachkriegsliteratur bis heute Revue passieren lassen und einem Urteil unterziehen.

 

Weiterführende Informationen

Die Sendung verursachte einen vielbeachteten Disput in den Feuilletons. Dabei kristallisierten sich schnell zwei unterschiedliche Positionen von Literaturkritik heraus: Auf der einen Seite gab es die "Emphatiker", die eine emotional gefärbte Besprechungsweise bevorzugten, auf der anderen die "Gnostiker", die eher Wert auf die bedächtige Analyse legten. Die Begriffswahl stammt übrigens von Hubert Winkels, der in der "ZEIT" einen Text veröffentlichte, in der er noch mal Stellung zu den Meinungsverschiedenheiten bezog, die während und nach der Sendung entbrannt waren. Der Aufnahme hört man heute noch an, wie zwei unterschiedliche Vorstelllungen von Literaturkritik aufeinander prallten.

Personen auf dem Podium