Tardi: Ich, René Tardi, Kriegsgefangener im Stalag IIB

15. Januar 2014
Literarisches Colloquium Berlin

Ausstellungseröffnung mit Hansgeorg Hermann, Andreas Platthaus und Julia Schoch
Einführung: Florian Höllerer

Programmtext

In seinem neuen Werk wendet sich der französischen Comickünstler Jacques Tardi seinem Vater René zu. Er greift auf dessen handschriftliche Erinnerungen an den II. Weltkrieg und die Zeit in deutscher Kriegsgefangenschaft zurück. Seinem Vater widmete er bereits 1988 den Band 120, rue de la Gare, dessen Geschichte 1941 im Stalag XB beginnt und Teil einer legendär gewordenen Reihe von Leo Malet-Adaptationen ist. Aufsehen erregte überdies Tardis vierbändige Auseinandersetzung mit den Ereignissen der Pariser Kommune von 1871: Die Macht des Volkes (2001-04), nach einem Roman von Jean Vautrin. Sein vielleicht wichtigstes Thema ist der I. Weltkrieg, der sich durch zahlreiche Alben zieht, u.a. Grabenkrieg (1993) und Elender Krieg (2008/09, mit dem Historiker Jean-Pierre Verney). Eine zentrale Rolle spielt der I. Weltkrieg auch in der frühen surrealen Comicreihe Adeles ungewöhnliche Abenteuer (zehn Bände, 1976-98).

Zur Eröffnung der Ausstellung diskutieren der FAZ-Redakteur, Autor und Comic-Experte Andreas Platthaus, der Pariser Kritiker Hansgeorg Hermann, mit Tardi und seinem Werk gut vertraut, sowie die Potsdamer Autorin Julia Schoch, von der zuletzt der Roman Selbstportrait mit Bonaparte erschien. Julia Schoch ist auch die Übersetzerin des französischen Schriftstellers Georges Hyvernaud (1902-1983): In dessen Roman Haut und Knochen (2010) sieht sie „statt der realistischen Erzählung eines Kriegsgefangenen ein sich an Episoden entlanghangelndes Nachdenken über das Leben als besiegter, gedemütigter Mensch“.

Personen auf dem Podium