Buch auf der Fensterbank: Ein Abend für die Petersburger Dichterin Jelena Schwarz
12. April 2022
Stiftung Lyrik Kabinett
Mit Daniel Jurjew und Olga Martynova
Veranstaltung im Lyrik Kabinett, München
Programmtext
Jelena Schwarz (geboren 1948, gestorben 2010) wird heute in einem Atemzug genannt mit Alexander Block, Ossip Mandelstamm, Anna Achmatowa oder Marina Zwetajewa. Als Tochter einer geschätzten Dramaturgin am Gorki-Theater begann sie schon sehr früh Gedichte zu schreiben und avancierte rasch zu einer gefeierten Ikone des inoffiziellen Literaturszene Leningrads. Allerdings wurden ihre Gedichte nur im Samisdat verbreitet, bis zur Perestroika konnte sie zensurbedingt nicht publizieren. Mitte der 1980er Jahre erschien ihr erster Gedichtband in den USA. Mit existentiellem Tiefgang, Heiterkeit und hohem Formbewusstsein wenden sich ihre Gedichte einer Fülle von Themen zu: der Röntgenaufnahme ihres Schädels ebenso wie einer Müllhalde, den Psalmen, antiken Mythen, der Blockade Leningrads oder einem Spatz. Ihr zentrales Thema ist die Begegnung von Mensch und Schöpfergott, in intensivem Dialog mit der gesamten Weltliteratur und Philosophie.
Daniel Jurjew, geboren 1988 in Leningrad, studiert Japanologie und Informatik und übersetzt u. a. Igor Bulatovsky und Oleg Jurjew ins Deutsche; Olga Martynova, 1962 in Sibirien geboren, seit 1991 in Deutschland, schreibt Gedichte (auf Russisch), Essays und Prosa (auf Deutsch) und erhielt dafür renommmierte Auszeichnungen. Flankierend zu Schwarz‘ Lyrik werden auch einige Gedichte von Oleg Jurjew gelesen, der ebenfalls zu den Leningrader Samisdat-Dichtern gehörte und den eine enge Freundschaft mit Jelena Schwarz verband.