Das Werk: Wolfgang Hilbig

13. März 2006
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Wolfgang Hilbig
Moderation: Thomas Geiger

Programmtext

Unsere Reihe porträtiert Autoren, die mit dem Lebensentwurf als „freie Schriftsteller“ eine existentielle Entscheidung getroffen haben - und für die die Rede von einem „Lebenswerk“ berechtigt ist. Für wenige deutsche Autoren dürfte das so zutreffen wie für Wolfgang Hilbig, denn schon der äußere Werdegang vom Heizer im sächsischen Braunkohlegebiet zum Büchner-Preisträger macht ihn zur Ausnahmeerscheinung. Hilbig liest Lyrik und Prosa aus verschiedenen Schaffensperioden. Im Rahmen unserer Internationalen Übersetzerwerkstatt widmen sich am folgenden Tag 14 Übersetzer deutscher Literatur der Arbeit an dem Roman „Das Provisorium“.

Weiterführende Informationen

Wolfgang Hilbig erzählt in dieser Lesung Anekdoten aus dem düsteren Alltag der DDR. Wie er einmal bei einem westdeutschen Verlag Bücher des französischen Autors George Bataille bestellte, die Büchersendung aber von der Stasi abgefangen wurde. Wie zunächst die Verlage Hilbigs Manuskripte ablehnten und ein Lektor ihm sogar den Rat mitgab: „Gehen sie vernünftig arbeiten!“ Oder der Autor erklärt, warum der 1969 publizierte Erzählband gerade „Unterm Neumond“ hieß. Das eigentliche Thema des Gesprächs ist aber das Nicht-heimisch-werden-können des Dichters unter gesellschaftlichen Bedingungen, die geprägt sind von den Gesetzen des Kalten Krieges. Dazu berichtet Hilbig von einem Stipendienaufenthalt in Hanau, welcher ihm erlaubte - verbunden mit einer komplizierten Ausreiseregelung und langen bürokratischen Wirren - 1985 das erste Mal die BRD zu betreten. Hier kannte er niemanden und hielt es letztendlich nicht lange aus. Er fuhr zurück nach Leipzig und musste dort wiederum feststellen, dass er weder im Osten im Westen existieren konnte.

 

Leider weist die Aufnahme leichte Tonstörungen auf.

 

Personen auf dem Podium