Debütanten: Überlebensgeschichten

27. Februar 2002
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Heike Geißler und Andree Hesse
Moderation: Manuela Reichart

Programmtext

Zwei bemerkenswerte, bereits mit Förderpreisen bedachte Autoren stellen ihre Debütromane vor; zwei Prosawerke, die auf sehr unterschiedlichen ästhetischen Wegen von durchaus vergleichbaren Erfahrungen erzählen: von Haß und Angst, von unerfüllten Träumen und Sehnsüchten, von Melancholie und schmerzhaft empfundener Hilflosigkeit angesichts der unauflösbaren Verstrickungen des Lebens.
In einem eindringlichen inneren Monolog entwirft Heike Geißler, Jg. 1977, die Geschichte einer überlebensnotwendigen Flucht vor der eigenen Existenz. Im Zentrum des Geschehens steht „Rosa“ (DVA 2002), eine junge Frau, die gerade Mutter geworden ist, eine unglückliche Mutter, die plötzlich nicht mehr weiterweiß und sich deshalb heimlich aus dem Staub macht, um alles - Baby, Mann, Eltern, Freunde - hinter sich zu lassen und ihren Platz in der Welt ganz neu zu entdecken.
Von innerer Unruhe oder wahnwitzigen Erlösungsideen getrieben erscheinen auch die Protagonisten in Andree Hesses Roman, „Aus welchem Grund auch immer“ (Knaus 2001), einer literarisch-kriminalistischen Versuchsanordnung, die nicht nur in ihrer kunstvollen Verknüpfung mehrerer Handlungsstränge an filmische Vorbilder erinnert. Wie durch Zufall bewegen sich eine Hand voll Menschen aufeinander zu, bis es schließlich zu mehr oder weniger folgenschweren Begegnungen kommt. Am Ende sind überraschende Todesfälle zu beklagen, die Suche nach beruhigenden Erklärungen scheitert, der (Über)Lebenskampf geht weiter.

Anmerkung: Die Tonqualität ist an wenigen Stellen leider mangelhaft.

Personen auf dem Podium