Der Himmel auf ihren Schultern
11. April 2013
Literarisches Colloquium Berlin
Lesung: Sergej Lebedew
Moderation: Franziska Zwerg
Programmtext
Es gibt die großen Bücher über den Gulag, die aus eigenem Erleben und Überleben gespeisten Romane von Solschenizyn etwa oder die „Erzählungen aus Kolyma” von Warlam Schalamow, aber die literarischen Verarbeitungen des stalinistischen Systems und der Gesellschaft, aus deren Mitte die Menschen verhaftet wurden und verschwanden, sind noch relativ selten. Sergej Lebedew, Jahrgang 1981, derzeit Stipendiat im LCB, hat mit „Der Himmel auf ihren Schultern” (S. Fischer Verlag) ein ebenso überraschendes wie verstörendes Romandebüt vorgelegt, das der Lebensgeschichte einer Figur – dem großväterlichen Freund des Erzählers – nachgeht und dabei mit der traurigen Wahrheit konfrontiert wird, dass jener Freund im stalinistischen Russland ein Gefangenenlager kommandierte. Wie konnte er all die Jahre mit dieser Last auf seinen Schultern leben? In einer kraftvoll poetischen Sprache (deutsche Übersetzung: Franziska Zwerg) erzählt Lebedew vom russischen 20. Jahrhundert und seiner Bewältigung.