Gedichte und Passagen aus „Vaterlandstage“
24. Februar 1993
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Lesung: Dieter Schlesak
Weiterführende Informationen
Aus der Not habe Dieter Schlesak zu schreiben begonnen, das unmögliche Leben in der stalinistischen Diktatur ersetzte er durch Schreiben, später das Exil. Seine dichterische Sprache charakterisiert er als eine, „die in das Verlorene hineinleuchtet“. Zunächst liest Dieter Schlesak Gedichte aus dem „Zwischenreich des Heimatverlusts“, berichtet von einer „unumkehrbaren“ Reise nach Deutschland, das er als „Zwischenschaftler“, als „Deutscher der dritten Art“ betrat. Die nächsten großen Themen der hier gelesenen Gedichte sind die Zeit, der Tod und das Verschwinden, jedoch wird dieses doch sehr existenziell anmutende Spektrum von Dieter Schlesak nie nur rein persönlich begriffen, sondern immer auch geschichtlich.
Der Roman „Vaterlandstage und die Kunst des Verschwindens“ ist durch seine Hauptfigur Michael T. autobiographisch angelegt. Sein assoziativer Stil verbindet Erinnerungen, Pressedokumente, lyrische und traditionell erzählte Passagen, die oft in essayistische Reflexionen über Geschichte, politische Gegenwart, Heimat oder Sprache münden. In einer der hier vorgelesenen Episoden erfährt der aus Siebenbürgen stammende T. von der SS-Vergangenheit seines Onkels, der auf einem Auschwitz-Wachturm Hölderlin gelesen und in den Räumlichkeiten des Kommandanten Rudolf Höß Schubert musiziert hat.