„Raoul Tranchirers vielseitiger großer Ratschläger für alle Fälle der Welt“

Lesung: Ror Wolf

Programmtext

Er sei ein "Virtuose des Verschwindens" urteilte Volker Hage in einer Laudatio auf Ror Wolf. Das darf man durchaus wörtlich verstehen, denn Angebote zu Lesungen lehnt er inzwischen meistens ab. Beim Deutschen Literaturarchiv macht er allerdings die sprichwörtliche Ausnahme von der Regel und liest aus einem Buch, dessen erste Ausgabe 1983 bei Anabas erschienen ist und vom Schöffling Verlag vergangenes Jahr neu aufgelegt wurde. "Wirklich lustig", meinte Ulrich Raulff in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, gehe es dabei selten zu, "skurril dagegen immer".

Weiterführende Informationen

Ror Wolf liest unter anderem aus dem ersten Band einer vierbändigen "Enzyklopädie für unerschrockene Leser". Zwar sei das Buch in einer kleinen Auflage schon einmal Anfang der 80er Jahre erschienen, sei vergriffen gewesen und dadurch "kostbar" geworden, doch dies könne ja nicht so bleiben. Also hat Ror Wolf den Ratschläger mit neuen Stichworten und Collagen versehen und neu herausgegeben. Neben den Stichwörtern aus diesem ersten Band trägt Ror Wolf eine Auswahl aus insgesamt 1723 Stichwörtern der gesamten Enzyklopädie vor. Unmöglich sei es eigentlich, aus einem Lexikon ohne musikalische Unterstützung vorzulesen. Man solle also sehen (oder besser hören), wie das ausgeht, und zwar von A bis Z, von "allgemein" und "Bedeutungslosigkeit" über "Hundeforschung" bis "Wort" und "Zwischenräume". Und sie, die Enzyklopädie, klingt - mal erzählerisch, mal essayistisch-collagiert.

Personen auf dem Podium

Ror Wolf

Ror Wolf, geboren 1932 in Saalfeld/Saale, ist ein deutscher Schriftsteller und Künstler. Nachdem ihm das Studium in der DDR verwehrt blieb und er zwei Jahre als Bauarbeiter dort gearbeitet hatte, emigrierte er im Jahr 1953 in die Bundesrepublik Deutschland. Dort schrieb er sich an der Universität in Frankfurt a.M. für Literatur, Soziologie und Philosophie ein, wo er begann, für die Studentenzeitschrift "Diskus" zu schreiben, bei der er bald Feuilletonredakteur wurde. Neben seiner schriftstellerischen Karriere war Ror Wolf auch Autor erfolgreicher Hörspiele, u.a. von "Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nordamerika", das mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet wurde und von 1961-63 Literaturredakteur beim Hessischen Rundfunk. Seit 2010 ist Wolf Mitglied der Bayerischen Akademie der schönen Künste, München. Heute lebt der Schriftsteller in Mainz.