Studio LCB mit Albert Ostermaier

23. Mai 2011
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Albert Ostermaier
Gesprächspartner: Friedrich Ani und Matthias Brandt
Moderation: Maike Albath

Programmtext

Er stammt aus München, hat eine Dauerkarte für FC Bayern und ist einer der produktivsten Schriftsteller seiner Generation: Albert Ostermaier, 1967 geboren, Verfasser von preisgekrönten Theaterstücken, Libretti, acht Lyrikbänden und neuerdings auch erzählerischen Werken. Im Mai kommt sein zweiter Roman "Schwarze Sonne scheine" im Suhrkamp Verlag heraus. Ein junger Mann mit literarischen Ambitionen wächst in einem bayrischen Internat auf, wo die Kirche alles ist und der einzelne wenig. Lähmend stülpt sich die autoritäre Erziehung über die Zöglinge, und wer sich wehrt, droht von den Strukturen zermalmt zu werden. Eines Tages gerät der Held in ein unauflösbares Dilemma: Er muss sich entscheiden, ob er der Diagnose einer Ärztin glauben will, die eine tödliche Krankheit bei ihm feststellt. Zur Behandlung müsste er sich sofort nach Texas in die USA begeben. Aber hat die Ärztin überhaupt Recht? "Schwarze Sonne scheine" ist eine Mischung aus Pubertätsgeschichte und Künstlerroman, gleichzeitig thematisiert der Roman auf erhellende Weise die Spannungen in der bayrischen Gesellschaft zwischen Tradition und Moderne. Albert Ostermaier liest zum ersten Mal aus seinem Buch und diskutiert mit dem Schriftsteller und Drehbuchautor Friedrich Ani und dem Schauspieler Matthias Brandt über die Fährnisse einer künstlerischen Existenz.

Weiterführende Informationen

In dieser Studio-LCB-Sendung diskutieren die Teilnehmer über drei Themenkomplexe. Man unterhält sich über das konfliktreiche Verhältnis zwischen dem weltlich orientierten Individuum des späten 20. Jahrhunderts und dem Katholizismus unter den Bedingungen provinzieller Gesellschaftstrukturen. Ausführlich erörtert man die Widersprüchlichkeit des bayrischen Lebensgefühls. So sagt Ostermaier einmal, dass in Bayern eine "mythologische Grundierung" herrsche, die Ähnlichkeiten mit den USA aufweise, weil "eine Tankstelle eben mehr bedeute als eine Tankstelle". So sei Bayern nach außen hin liebenswürdig und voller Lebenslust, im Kern sei es aber "widerspenstiger und anarchistischer" als man gemeinhin annehme - so der Autor. Das dritte Thema konzentriert sich auf Form und Sprache des Romans, der den Titel trägt "Schwarze Sonne scheine"; Ostermaier weist darauf hin, dass der erfolgreiche Song "Black Hole Sun" der Gruppe Soundgarden (1994 veröffentlicht) ihn zu dem Titel des Romans inspiriert hat.

 

Personen auf dem Podium