Studio LCB mit Helmut Böttiger und Norbert Niemann
28. Januar 2004
Literarisches Colloquium Berlin
Lesung: Helmut Böttiger und Norbert Niemann
Moderation: Denis Scheck
Gesprächspartner: Sigrid Löffler, Klara Obermüller
Sobald alle Rechtsinhaber zugestimmt haben, wird diese Veranstaltung vollständig nachzuhören sein.
Programmtext
Was bleibt? Diese Frage ist fast so alt wie die Literatur selbst; längst haben Autoren, Kritiker und Literaturhistoriker vielfältige Strategien entwickelt, ihr auszuweichen oder sie als überholt, irrelevant oder erst von fernen Zukünftigen beantwortbar erscheinen zu lassen. Nach den aufgeregten Debatten der letzten Jahre um einen neuen Literaturkanon bemühen sich nun gleich zwei Projekte darum, mutig Orientierung im unübersichtlichen Dschungel der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945 zu schaffen: der Literaturkritiker Helmut Böttiger legt mit "Nach den Utopien" eine Geschichte der Gegenwartsliteratur vor, und der Schriftsteller Norbert Niemann hat zusammen mit dem Journalisten Eberhard Rathgeb unter dem Titel "Inventur" ein "Deutsches Lesebuch 1945-2003" herausgegeben. "Die jungen Schriftsteller des vereinten Deutschland ... werden immer professioneller", konstatieren Niemann/Rathgeb. "Sie operieren nicht mehr nur als selbstbewußte Künstler an der Peripherie der Gesellschaft wie in den achtziger Jahren, sondern sie erfüllen ganz die Ausbildungsanforderungen zum Medienexperten". Und Helmut Böttiger fragt: "Was macht, unter diesen Voraussetzungen, das zeitgenössische Schreiben aus? Worin besteht seine Unverwechselbarkeit? Welche Sprache, welche Formen stehen dafür zur Verfügung?" Helmut Böttiger und Norbert Niemann diskutieren mit den Literaturkritikerinnen Sigrid Löffler und Klara Obermüller.
Weiterführende Informationen
Eine Sendung, in der die Geschichte der jüngeren deutschsprachigen Literatur behandelt wird - auch unter der Frage: Ist es noch möglich, heutzutage einen gültigen Literaturkanon zu proklamieren? Zwei Bücher stehen im Mittelpunkt der Debatte. Niemanns Buch "Inventur" (zusammen herausgegeben mit FAS-Redakteur Eberhard Rathgeb) versammelt kurze Ausschnitte aus der Literatur von 1945 bis zur Gegenwart. Böttigers Werk "Nach den Utopien" ist ein kritischer Kommentar zu Publikationen der letzten fünfzehn Jahre.