Studio LCB mit Karl-Heinz Ott

27. Mai 2009
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Karl-Heinz Ott
Gesprächspartner: Martin Ebel und Kristina Maidt-Zinke
Moderation: Denis Scheck

Sobald alle Rechtsinhaber zugestimmt haben, wird diese Veranstaltung vollständig nachzuhören sein.

Programmtext

Karl-Heinz Ott ist einer jener seltenen Autoren, deren Ruhm von Buch zu Buch mit der Selbstverständlichkeit von Jahresringen eines Baumstamms fast unmerklich anwächst. Inzwischen, nach den von der Kritik enthusiastisch gefeierten Romanen "Ins Offene", "Endlich Stille" und "Ob wir wollen oder nicht", ist der 1957 in Ehingen bei Ulm geborene Ott im Zentrum der deutschen Gegenwartsliteratur angelangt. 2009 ist nicht nur ein Jubiläumsjahr für Calvin, Schiller und Darwin, 2009 ist auch ein Händel-Jahr: vor 250 Jahren starb Georg Friedrich Händel in London. Dem Kosmopoliten Händel hat Karl-Heinz Ott, der als Theatermusiker und Dramaturg in Freiburg, Basel und Zürich gearbeitet hat, ehe er sich ganz auf die Schriftstellerei verlegte, sein neues Buch gewidmet: In dem sprachmächtigen Essay "Tumult und Grazie" untersucht Ott die "pantheistische Weltfreudigkeit" von Händels Musik und stellt Fragen wie die nach dem Fortschritt in der Musik. An diesem Abend wird Karl-Heinz Ott aus "Tumult und Grazie" (Hoffmann & Campe Verlag) lesen und mit den Literaturkritikern Martin Ebel vom Zürcher "Tagesanzeiger" und Kristina Maidt-Zinke von der "Süddeutschen Zeitung" diskutieren.

Weiterführende Informationen

Die Sendung beginnt mit etwas Grundsätzlichem: Warum haben wir einmal Bücher zu lesen begonnen? - so fragt Moderator Denis Scheck. Auch wenn man es zunächst nicht vermutet, die Frage passt zu Karl-Heinz Otts Werdegang, der zunächst Pianist werden wollte und schließlich Schriftsteller wurde. Sehr stark thematisieren die Gäste dann die Verbindungen zwischen Musik und Literatur. Was Karl-Heinz Ott dazu anregt, zu berichten, wie er die tagtägliche "Bedrängnis wegschreiben" würde. Oder er erzählt, warum er zu Beginn seiner Schriftstellerkarriere Texte aus der "FAZ" abgeschrieben habe. In der folgenden Zeit geht es allerdings hauptsächlich um den Komponisten Georg Friedrich Händel. Was bedeutet der Komponist den Menschen heute? Für die Literaturkritikerin Maidt-Zinke war Händel einer der ersten Musiker, der vorwiegend populäre Musik geschrieben hat - was auch impliziert, dass man Händel über heutige Poptheorien begreifen kann. Und der Kritiker Martin Ebel schätzt den Melodiker und Opern-Unternehmer ebenfalls, moniert aber den Mangel an metaphysischer Dynamik, ergo: die etwas einseitige kompositorische Begabung Händels - was natürlich zum Widerspruch Otts führt. Außerdem erörtert man die Frage: Wie sieht denn der grundlegende Unterschied zwischen einem Interpreten aus, der eine Klaviersonate von Beethoven spielt, und einem Schriftsteller, der einen Roman schreibt?

Personen auf dem Podium