Studio LCB mit Reinhard Lettau

28. Oktober 1991
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Reinhard Lettau
Moderation: Hajo Steinert
Gäste: Jürgen Becker, Jean-Christophe Ammann

Weiterführende Informationen

Ein zentraler Aspekt der Lesung lässt sich aus dem Text von Lettau ableiten, den dieser hier vorträgt: Das Thema ist das Wechselverhältnis von Vertrautem und Fremdem in der Gesellschaft. Drei Jahre später würde die Arbeit, die der Autor als "Work in Progress" bezeichnet und dem er den Arbeitstitel "Wiederholung der Reise" verabreicht hat, als Roman mit dem Titel "Flucht vor Gästen" bei Carl Hanser erscheinen. In seinem Text verarbeitet Lettau eine alte Furcht des Menschen der Moderne. Nämlich das Missverhältnis, welches das Individuum zur Gesellschaft und seinen Postulaten hat - und umgekehrt, welche Probleme bei individuellen Forderungen auftauchen.
Es geht in dieser Radiosendung auch um Lettaus Verhältnis zu Deutschland und Amerika, wo er lange Zeit gelebt hat (er war sogar amerikanischer Staatsbürger). Warum bleibe er nicht in den Vereinigten Staaten?, fragt beispielsweise der Moderator. (Zum Zeitpunkt der Lesung war Lettau nach über 20 Jahren USA-Aufenthalt nach Deutschland zurückgekehrt.) Im letzten Drittel der Sendung bittet man den Autor um seine Eindrücke vom wiedervereinigten Deutschland - und er antwortet überraschend, dass von Amerika aus betrachtet, er das Aufkommen des Rassismus' in Deutschland für ein verhältnismäßig kleines Problem halte. Höhepunkt der Sendung ist allerdings die Lesung Lettaus. Seine lakonische Vortragsweise, die Lettau wahrscheinlich als preußisch zurückhaltend bezeichnet hätte, unterstreicht den kunstvoll absurden und grotesken Charakter seiner Parabel-Erzählung.

Programmtext

Reinhard Lettau, gerade aus den USA nach Berlin zurückgekehrt, liest aus noch unveröffentlichten Texten und diskutiert mit dem Schriftsteller Jürgen Becker und dem Frankfurter Museumsdirektor Jean-Christophe Ammann über seine Arbeit.

Personen auf dem Podium