Zwiesprachen: abwesenheit. Nancy Hünger über Wolfgang Hilbig

22. Dezember 2021
Stiftung Lyrik Kabinett

Die deutschsprachige Gegenwartslyrik empfängt wichtige Impulse aus einer lebendigen Auseinandersetzung mit den Dichtern der internationalen Tradition. Die Reihe „Zwiesprachen“ fragt: Wer wird gelesen? Wer begeistert?
Eine Reihe des Lyrik Kabinetts, München.

Programmtext

„‚Denn das Wort ›Abwesenheit‹ ist noch hier, es ist erklärt und könnte gelesen werden‘, schrieb Wolfgang Hilbig in seinem Essay Späte Entgegnung. Jahrzehnte nach der Veröffentlichung des gleichnamigen Debüts mühte sich Hilbig unentwegt und scheinbar vergeblich, seine Vorstellung des Begriffs zu erhellen. All zu leicht hätten es sich die poetischen Apologeten hüben wie drüben gemacht. Missverstanden hätten sie ihn, so insistierte er unnachgiebig, aber kaum schien es ihm möglich, sich und zugleich jenen Begriff verständlich zu machen, der das Gesamtwerk durchzittert und grundiert. Dies ist der Versuch sich durch die gesammelten Abwesenheiten hindurchzuzählen, bis zum Urgrund der Poesie: dem Ort der Abwesenheit.“ In diese Worte fasst Nancy Hünger ihre Faszination durch Wolfgang Hilbig, dem sie ihre Zwiesprache widmet. Der Text des Vortrags wird 2022 im Wunderhorn Verlag veröffentlicht.

Nancy Hünger, geboren 1981, studierte Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar und lebt als freie Schriftstellerin und Herausgeberin in Gotha. Sie erhielt u.a. das Hermann-Lenz-Stipendium, das Dürener Förderstipendium Lyrik und das Thüringer Literaturstipendium Harald Gerlach. In der Edition Azur erschienen mehrere Bände von ihr, zuletzt 4 Uhr kommt der Hund. Ein unglückliches Sprechen (2020), außerdem eine CD mit einer Auswahl an Gedichten. Zusammen mit Helge Pfannenschmidt von der Edition Azur verantwortete sie auch die Anthologie Das Gedicht & sein Double: Die zeitgenössische Lyrikszene im Portrait mit Fotos von Dirk Skiba(2018). In dem ‚Blauen Buch‘ des Lyrik Kabinetts Wulf Kirsten: Poesie der Landschaft, herausgegeben von Jan Röhnert (2016), verfasste sie eine eindrückliche Hommage an Wulf Kirstens Helden der ‚kleinen Verhältnisse‘.

Personen auf dem Podium