Zwiesprachen: Monika Rinck über Fernando Pessoa

15. Mai 2019
Stiftung Lyrik Kabinett

Die deutschsprachige Gegenwartslyrik empfängt wichtige Impulse aus einer lebendigen Auseinandersetzung mit den Dichtern der internationalen Tradition. Die Reihe „Zwiesprachen“ fragt: Wer wird gelesen? Wer begeistert?
Eine Reihe des Lyrik Kabinetts, München.

Programmtext

„Zwischen 1914 und 1922 schrieb Fernando Pessoa – bzw. sein Alter Ego Álvaro de Campos – unter dem Titel Der sensationistische Ingenieur gigantische Oden im raumgreifenden Stil Walt Whitmans. Er besingt Meere und Motoren, Düngemittel und Dreschmaschinen, den technischen Fortschritt und die Erbarmungslosigkeit der Beschleunigung. Die im italienischen Futurismus noch sublimierten Phantasien: hier toben sie unverstellt, blutüberströmt und manisch. Ein großer exaltierter Gesang auf die technische Entwicklung, der immer wieder in masochistischen Jubel übergeht. Im Zwiegespräch mit dem Sensationistischen Ingenieur soll gefragt werden: Welche Gesänge begleiten heute die gesellschaftlichen Umbrüche, die die Digitalisierung mit sich bringt? Wer besingt die Zerstörung, wen verängstigt, wen begeistert sie?“ So Monika Rinck über ihren Zwiesprachen-Autor Fernando Pessoa. Geboren 1969 in Zweibrücken, lebt sie als Lyrikerin, Übersetzerin und Essayistin in Berlin. Neben vielen Auszeichnungen erhielt sie für ihren Band Honigprotokolle (kookbooks 2012) den Peter-Huchel-Preis. Zuletzt erschien von ihr: Champagner für die Pferde. Ein Lesebuch (S. Fischer 2019) und ihr neuer Gedichtband Alle Türen (kookbooks 2019).

Personen auf dem Podium