Zwiesprachen: Nico Bleutge über Inger Christensen

05. November 2019
Stiftung Lyrik Kabinett

Die deutschsprachige Gegenwartslyrik empfängt wichtige Impulse aus einer lebendigen Auseinandersetzung mit den Dichtern der internationalen Tradition. Die Reihe „Zwiesprachen“ fragt: Wer wird gelesen? Wer begeistert?
Eine Reihe des Lyrik Kabinetts, München.

Programmtext

„Erste Begegnungen können magisch sein. Sie öffnen einen Raum voller Überraschungen. Ein Gefühl der Beglückung mag sich dann ausbreiten, als beträte man eine neue Welt, es kann aber auch der Eindruck einer Irritation entstehen. Als ich das Langgedicht alphabet von Inger Christensen zum ersten Mal las, durchlebte ich beide Bewegungen. Hier das Gefühl, in den endlos scheinenden Reihungen der Wörter fast unterzugehen, dort die Euphorie, einer Weltschöpfung beizuwohnen, die unsere gesamte Gegenwart umfasst, von der Aprikose bis zur Atombombe, von der Taube bis zum Tod. Von dieser zweifachen Begegnung möchte ich sprechen. Was es heißt, sich das Gedicht über das Hören zu erschließen. Was seine Struktur bedeutet, die äußerst streng ist und doch gerade so die größte Freiheit ermöglicht.“ So Nico Bleutge über die Dichterin, mit der er seine Zwiesprache führen wird. 1972 in München geboren, lebt Bleutge als freier Schriftsteller – vor allem von Lyrik und Opernlibretti – und als Literaturkritiker für zahlreiche Medien (u.a. SZ, NZZ) in Berlin. Für sein Schreiben wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Erich-Fried-, dem Eichendorff- sowie für seine literaturkritischen Texte mit dem Alfred-Kerr-Preis.

Personen auf dem Podium