Die faszinierende Geschichte von Anne Lister, „the first modern lesbian“, der es im England des 19. Jahrhunderts gelingt, ein ziemlich offenes lesbisches Leben zu führen. Allein das wäre schon unglaublich genug, doch Anne Lister hat darüber auch noch ein Tagebuch geschrieben, das zu den umfangreichsten Tagebuchprojekten der Welt zählt! Ebenso unglaublich ist der Inhalt dieser Tagebücher: Anne Lister schildert darin ebenso obsessiv wie explizit ihre erotischen Eroberungen, gibt äußerst inspirierende Flirt-Tipps, schreibt über Mathematik, Bergbau und die griechische Sprache und äußert ihre Meinung zu so ziemlich allem, was um sie herum geschieht: von der europäischen Politik über die aufkommende Arbeiterbewegung bis zur zeitgenössischen Mode. Die vielen Sex-Stellen hat Anne Lister vorsorglich in Geheimschrift verfasst. Als ein Archivar sie nach ihrem Tod entschlüsselte, wollte er die Tagebücher allesamt verbrennen. Dass sie von einem Nachfahren von Anne Lister gerettet wurden, ist ein enormes Glück. Und dass Angela Steidele uns das vieltausendseitige Werk von Anne Lister nun auf so originelle und intelligente Weise erschlossen hat, ebenso.
Der Blick von außen im Innen – Zurückblicken ohne Zorn
Zur HörstationVerbindungen über den Tod hinaus – heimliche Tode wortend durchqueeren
Zur HörstationGeschichte neu schreiben. Geschichte in den Plural entlassen.
Zur Hörstation30.01.1999, Ort, Lesung „Lorem ipsum lara est“
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