Was ist jenseits genormter Sprechweisen? Gibt es ein Jenseits zu Sprachnormen?
Der Roman überschreitet zahlreiche Grenzen: von Zeit und Raum, von Identitäten und Veränderungen und eigenen Identitäten. Sasha Marianna Salzmann sagt im Gespräch eine mögliche Erzählung wäre, es gehe um „Genderidentitäten, alles ist fluide, eine Person sucht die absolute Entgrenzung“. Der Roman versucht einen Umbruch, ein Nicht-Feststehen zum Thema zu machen und dies am Beispiel eines ‚Körpers‘ (Zitat) – einer Person. Die Hauptperson sucht nach einer Zwillingsperson, von der nicht klar ist, ob es sie gibt oder nicht, oder ob es um den Teil der eigenen Identität geht, die so als Spiegel dient, abgespalten ist, ‚daneben steht‘ – „außer sich“ heißt der Roman und lässt die Hauptperson sich suchen in Raum und Zeit, in Geschichten, die die Familie ausmachen und immer auch wieder verschiebend erzählen. Konkret geht es um die Identifikationen mit Nation und Geschlecht, wie diese bestimmt werden und wie sich Menschen an diesen wichtigen identifikatorischen Kategorien abarbeiten. In dem Roman spielt das Suchen nach einem eigenen Sein in dem Spannungsverhältnis zwischen Einlesungen anderer und dem eigenen Erleben in Bezug auf Geschlecht und Sexualität eine zentrale Rolle. Gibt es ein Sein in einer Fluidität zwischen Weiblichkeit und Männlichkeit – Ist diese nur für den Preis sich zu verdoppeln, sich in zwei Personen oder Figuren aufzuteilen, möglich? Welche Rolle spielen körperliche Performances dafür? Ist Haarwuchs, insbesondere Bart, ein Symbol für Männlichkeit? Drückt sich Geschlecht durch Begehren aus? Körpern wird hier eine Veränderungsmöglichkeit zugeschrieben oder gegeben, die die Natürlichkeitsvorstellungen der meisten anderen Romane und kulturellen Herstellungen überschreitet – Menschen können Testosteron nehmen und dadurch beispielsweise verstärkten Haarwuchs haben – und infolgedessen dann als männlich eingelesen werden. Gleichzeitig legt der Roman Linien dazu, dass Zuordnungen und soziale Zuschreibungen immer auch veränderbar sind und als solche machtbasiert, dass sie sich über Zeit und Raum verändern und das eigene Erleben immer wieder neu auch ausprobiert, wo es wie passt und welche veränderbaren Identifikationen momentweise stimmig sein können.
Woran mache ich Geschlecht fest? Kann ich Geschlecht sehen und hören? Welche Sprachgrenzen müssen überwunden werden, um aus heteronormativen Welten auszubrechen?
Leuchtturmleben: Grenzen überschreitende Wortungen in gewaltigen Grenzen
Zur HörstationNaturalisierte Empfindlichkeiten – sich ‚natürlich‘ queer empfinden
Zur HörstationUnterwegs
Zur Hörstation30.01.1999, Ort, Lesung „Lorem ipsum lara est“
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