„Das Beben“
22. März 2006
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Lesung: Martin Mosebach
Moderation: Jan Bürger
Programmtext
"Klangschön, wissensprall und voller Witz", so feiert die FAZ Das Beben. Mit seinem neuen Roman beweist Martin Mosebach, dass er zu den wichtigsten Schriftstellern der Gegenwart gehört.
Weiterführende Informationen
Martin Mosebachs Roman "Das Beben" handelt von einem Frankfurter Architekten, der, als er erkennt, dass seine verführerische Geliebte namens Manon noch immer ein Verhältnis mit einem bekannten Maler hat, nach Indien flüchtet, um dort im (fiktiven) Königreich Sanchor den alten Palast des Königs Maharao zu einem Luxushotel umzubauen. Der Roman besteht aus drei Teilen: Das erste Großkapitel heißt "Manon", das zweite "Der König" und das dritte "Die Lösung". In seiner Einführung bemerkt Jan Bürger, dass die Liebe und das Religiöse zu den großen Themen des Schriftstellers Martin Mosebach gehören würden. In dem an die Lesung anschließenden Gespräch geht es insbesondere um die Frage, wie es zu dem Entschluss des Autors kam, ausgerechnet einen "Indienroman" zu schreiben. Martin Mosebach erklärt, dass er, als er an seinem Roman "Der Nebelfürst" schrieb, die Gelegenheit gehabt habe, sich zwei Mal für längere Zeit in einer kleinen indischen Provinzstadt nahe des Mount Abu aufzuhalten. Aus dieser damaligen Fülle von Eindrücken wollte er unbedingt etwas machen. Unvergesslich war vor allem die Begegnung mit dem dortigen König, der sowohl aus einer uralten Familie stammend als auch vom Feuer abstammend laut Martin Mosebach eine "so seltsame Figur", ein "Don Quichotte der Monarchie", gewesen sei, dass er diesem Mann, der außer seinem engsten Lebenskreis sonst niemandem sichtbar sein werde, ein literarisches Denkmal setzen wollte. Der König im Roman ist folglich das Porträt einer realen Figur.
Martin Mosebach weist zudem darauf hin, dass er im Roman "Das Beben" das Indische im strengeren Sinne, die bunte Exotik des Landes, sehr gedämpft habe. Er habe versucht, ein "hellgraues Indien" zu zeigen, in dem es nicht so viele Dinge gebe, die den Europäer und den Inder voneinander trennen würden. Der König sollte ausdrücklich nicht als eine exotische, sondern als eine archetypische Figur erscheinen, die auch in unserer kulturellen Welt einen Platz hätte. Den Autor reizte außerdem die Aneinanderreihung von stilllebenhaften Szenen im Roman. Zum Stichwort "Materialpoesie" aus dem Publikum erklärt er, dass er beim Schreiben das Gefühl gehabt habe, er müsse eine feine Staubschicht über das Ganze legen. Es sei somit ein ästhetisches Movens gewesen, die Farben mit einer Staublasur zu bedecken, um sie derart zu dämpfen.