„Ein Wiederkommen“

06. Juni 2014
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Lesung: Georges-Arthur Goldschmidt
Moderation: Jan Bürger

Programmtext

Sehr lange hat es gebraucht, bis der französische Erzähler und Übersetzer Georges-Arthur Goldschmidt schreibend in seine Muttersprache zurückkehren konnte. Als Kind musste er 1938 vor den Nazis fliehen. Seinen Vorlass hat er nun nach Marbach gegeben, wo in der Reihe „Aus dem Archiv“ seine Vorlesungen „Die Schreibspanne“ erschienen sind.

Weiterführende Informationen

Im Gespräch über einzelne Manuskriptblätter aus dem Umfeld von „Ein Wiederkommen“ betont Georges-Arthur Goldschmidt recht schnell, dass ihm diese Blätter einschließlich ihrer Arbeitsspuren heute fremd seien. Der Autor der einzelnen Bearbeitungsstufen sei ein anderer gewesen, damit erneut konfrontiert zu werden nicht sehr angenehm. Arno Schmidts ‚Flucht vor dem eigenen Werk‘ könne er nachvollziehen. Schnell schließt sich daran allerdings die Frage nach Goldschmidts doch besonderer Tätigkeit als Übersetzer der eigenen, ursprünglich französischen Texte an. Die Fremdheit der eigenen Texte sei dafür aber gerade die Voraussetzung, eine objektive Übersetzung zu erstellen. So hat der Autor auch „Ein Wiederkommen“ selbst übersetzt. Obgleich in der dritten Person erzählt, ist es eine autobiographische Erzählung in fiktionalem Gewand, in der Goldschmidts Alter Ego Arthur Kellerlicht als junger Mann in seinen Geburtsort Reinbek zurückkehrt, nachdem er, wie sein Autor, zehnjährig vor den Nazis nach Frankreich geflohen war. Ob als literarische Arbeit zwischen zwei Sprachen oder aber als Bewegung zwischen zwei Sprachräumen: Konkret und übertragen ist das Thema dieser Veranstaltung das Übersetzen – und in Georges-Arthur Goldschmidts besonderem Fall damit die Bewegung zwischen dem Deutschen und dem Französischen. Zwangsläufig verharrt das Gespräch dabei nicht bei der Literatur und damit der sprachlichen Kunst im engeren Sinne. Auch die Malerei wird in dessen Gedankenbewegung hineingeholt und Georges-Arthur Goldschmidt versucht, die Unterschiede einer französischen und einer deutschen Malsprache zu umreißen. 
Dass solche Bewegung zwischen den Sprachen für ihn überhaupt möglich wurde, verdanke er dem Französischen, denn sie habe ihm das Deutsche, also die Sprache, die ihn „eliminieren wollte“, „unschuldig zurückgeschenkt“. 

Personen auf dem Podium