Landgericht
31. Oktober 2012
Literarisches Colloquium Berlin
Lesung: Ursula Krechel
Moderation: Maike Albath
Programmtext
Nach ihrem vielfach ausgezeichneten Roman „Shanghai fern von wo” aus dem Jahre 2008 legt die in Berlin lebende Lyrikerin und Prosaautorin Ursula Krechel in diesem Herbst einen neuen großen Roman vor. In „Landgericht” (Jung & Jung) erzählt sie die Geschichte des Richters Richard Kornitzer, der als Jude 1933 in Berlin aus einer vielversprechenden Position entlassen wird, Deutschland 1938 verlässt und dann im Jahre 1947 aus dem kubanischen Exil in die Heimat und zu seiner Ehefrau Claire zurückkehrt. Zunächst gibt es Hoffnung, dass die Heimkehr gelingen und die versprengte Familie wieder zusammenfinden könnte, doch bald schon wird klar, dass die Wunde, die den Kornitzers zugefügt wurde, nicht verheilen kann. Zu sehr wird auch die Justiz der jungen Bundesrepublik von Mitgestaltern und Mitläufern des Nazi-Regimes dominiert. Und zu sehr steigert sich Richard Kornitzer immer mehr in Zorn und Verbitterung von geradezu Kohlhaasschen Ausmaßen hinein. Für den Stoff dieses Buches hat Ursula Krechel erneut eine Form gewählt, die recherchiertes Material und Fiktion miteinander verbindet. So gewinnt für die Leser eine Zeit Konturen, in der die Vergangenheit schwer auf den Zukunftshoffnungen lastet.