Literarischer Club

17. November 1999
Literarisches Colloquium Berlin

Gesprächsteilnehmer: Martin Lüdke, Beate Pinkerneil, Mathias Schreiber und Gustav Seibt

Weiterführende Information

Einmal sagt Mathias Schreiber, dass Hans-Magnus Enzensberger als Essayist sehr begehrt, aber auch sehr teuer sei. Eine Aussage, der man allein schon durch die unüberhörbare Betonung anmerkt, dass sie auf Erfahrung des Spiegel-Redakteurs fußt. Enzensberger ist hier ein gutes Stichwort, denn diese Sendung hat den Schwerpunkt auf die deutschsprachige Literatur gelegt. So ist man sehr beeindruckt von Karen Duves Erzählband "Keine Ahnung" als Ausdruck einer Literatur, die über starke "Street Credibility" (so Gustav Seibt) verfügt - für Karen Duve war 1999 das Jahr ihres Durchbruchs; ihr "Regenroman" wurde ein großer Erfolg. Oder man diskutiert über Georg Kleins Erzählband "Anrufung des blinden Fisches" über einen "ausgefuchsten Erzähler" und seine Fantasien, in denen keine "Sonne, keine Natur" existiert, es "nichts Hübsches gibt" (so Mathias Schreiber). Und zu Beginn fragt man sich, warum eine Biographie über Enzensberger erscheint - einen der lebenden 'Klassiker', den die Kritiker als "immer listig" und "sehr wandlungsfähig" beschreiben. Der einzige nicht deutschsprachige Autor ist der Brite Gilbert Adair, dessen Roman "Blindband" als "Literaturliteratur" charakterisiert wird und in dem es thematisch um "Blindheit" als "wahres Künstlertum" geht. Alle Diskutanten fanden Adairs Buch mit seinem typisch britischen Humor äußerst anregend.

Programmtext

Vier Neuerscheinungen im Urteil der Literaturkritik: Georg Klein: „Anrufung des blinden Fisches“ (Alexander Fest Verlag), Gilbert Adair: „Blindband“, aus dem Englischen von Thomas Schlachter (Edition Epoca), Karen Duve: „Keine Ahnung“ (Suhrkamp TB) und Jörg Lau: „Hans Magnus Enzensberger. Ein öffentliches Leben“ (Alexander Fest Verlag). Die Diskussionsteilnehmer: Martin Lüdke (SWR, Mainz), Mathias Schreiber (Der Spiegel, Hamburg), Gustav Seibt (Berliner Zeitung) und die Gesprächsleiterin Beate Pinkerneil (ZDF, Mainz).

Personen auf dem Podium