Max Frisch in Lesung und Gespräch

30. Juni 1987
Literarisches Colloquium Berlin

Veranstaltungsort


Historische Kommission, Mittelhof

Lesung: Max Frisch
Moderation: Walter Höllerer

Weiterführende Information

Aus dem langen Gespräch zwischen Max Frisch und Walter Höllerer filtert sich ein kurioser Subtext heraus. Denn obgleich es um Frischs reiches literarisches Schaffen geht (und damit unmittelbar verbunden: um einen derart großen Erfolg, dass Romane wie "Stiller" und "Homo Faber" selbst in Australien und Neuseeland Bestseller wurden), schneidet der beliebte schweizerische Autor immer wieder seine Literaturmüdigkeit an. Warum alte Arbeiten betrachten, wenn man so lange lebt, fragt er einmal. Selbstverständlich ist der melancholische Grundton hierbei unüberhörbar, wenngleich dieser sehr schweizerisch knurrig-ironisch daherkommt. Und Frisch erzählt auch, dass er beim Verfassen der Erzählung "Montauk", die 1975 bei Suhrkamp erschien, öfters gedacht habe, dass sei es jetzt gewesen mit "diesem Schreiben".
Doch je weiter das Gespräch voranschreitet, das in einer Atmosphäre spürbarer Publikumsbewunderung stattfindet, desto stärker wird einem bewusst, dass die Melancholie auch Methode hat. "Ich bin Schulbuchautor", stellt Frisch einmal trocken fest - um zugleich zu fragen: "Ist das eine Schande?" Oder er plaudert über das Lesen: "Ich lese nicht sehr viel... Sachbücher lese ich ab und zu... Ich habe nie viel gelesen. Intensiv schon, aber nicht viel... Die Russen, Shakespeare, das habe ich früher viel gelesen... aber jetzt lese ich nicht mehr viel."

Personen auf dem Podium