Radio Nacht | Demut

26. Oktober 2022
Literaturhaus Stuttgart

Lesung und Gespräch
Autoren: Juri Andruchowytsch, Szczepan Twardoch
Moderation: Claudia Dathe
Deutsche Lesung: Johannes Wördemann
Übersetzung: Pawel Kozlowski




Zwei Literaturstars aus Mittelosteuropa kommen in der neuen Reihe "Souvenir" miteinander ins Gespräch und bringen je ein Andenken, ein Souvenir mit, das uns zum einen in ihr Schreiben und zum anderen in ihre literarisch- geografischen Räume führt, die für ihre Schreiben elementar wichtig sind.
Juri Andruchowytsch, geboren 1960 in Iwano-Frankiwsk, dem früheren galizischen Stanislau in der Westukraine, ist einer der international bekanntesten Autoren der Ukraine; sein Werk wird weltweit übersetzt. In seinem neuen Roman "Radio Nacht", übersetzt von Sabine Stöhr, lernen wir den Barrikadenpianist Josip Rotsky kennen. Zu Hause hat er die Revolution unterstützt, in der Emigration verdient er sein Geld als Salonmusiker; er ist ein Mann unklarer Identität, in dessen Name Leo Trotzki, Joseph Brodsky und Joseph Roth anklingen. In einem Schweizer Hotel muss er für den Diktator seines Landes spielen – und wird zum Attentäter. Mit seiner Geliebten Animé und dem Raben Edgar flieht er nach Griechenland. Erst auf der Gefängnisinsel am Null-Meridian ist Schluss. Dort sendet seine "Radio Nacht" rund um die Uhr Musik, Poesie und Geschichten in die sich verfinsternde Welt.
Mit Andruchowytsch spricht der polnische Literaturstar Szczepan Twardoch, dessen neuester Roman "Demut" in diesem Frühjahr in der Übersetzung von Olaf Kühl auf Deutsch erschien. Mit twardochscher Wucht erzählt er vom Weltkrieg und vom umstürzlerischen Berlin mit seinen Kaputten, Geschlagenen und feierwütigen Überlebenden – und von den Umbrüchen, die bald ganz Europa erfassen. Im Jahr 1918 kämpft Alois Pokora eben noch im Weltkrieg, erwacht aber bereits kurze Zeit später im Krankenhaus in Berlin: die Welt ist eine andere, die alte Ordnung zerbrochen. Er gerät in die Berliner Halbwelt, trifft Rosa Luxemburg und flieht nach einer Schießerei nach Schlesien, wo er sich der eigenen Herkunft stellen muss. Twardoch, geboren 1979, gelang mit seinem Roman "Morphin" (2012) der literarische Durchbruch; er lebt mit seiner Familie in Pilchowice, Polen.

 

 

Personen auf dem Podium