Studio LCB mit Fritz J. Raddatz
23. August 2012
Literarisches Colloquium Berlin
Lesung: Fritz J. Raddatz
Gesprächspartner: Joachim Kersten und Ijoma Mangold
Moderation: Denis Scheck
Sobald alle Rechtsinhaber zugestimmt haben, wird diese Veranstaltung vollständig nachzuhören sein.
Programmtext
Für die einen ist er ein Maßstab für einen deutschen Intellektuellen im 20. Jahrhundert, eine Legende als Themensucher und -setzer, für die anderen ein Parvenü und ein Eitelkeitsmonster: Fritz J. Raddatz. Der Romancier, Kritiker und Essayist, der Lektor, Verleger und wegen der Goethebahnhof-Lappalie aus dem Amt gejagter Feuilletonchef der „Zeit“ legt mit über 80 ein neues Buch vor: auf Franz Bleis Spuren wandelnd, hat Raddatz ein "Bestiarium der deutschen Literatur" geschrieben. Das lässt viel erwarten, hat Raddatz doch schon in seinen Tagebüchern höchst pointiert und unterhaltsam abgerechnet: mit den Kretins von Künstlern und Kritikerkollegen, Politikern und anderen Langweilern und Einfaltspinseln. Die Kunst? Eine Spielwiese von Narzissten und Nassauern. Das Feuilleton? Ein riesiger Intrigantenstadl. Der Literaturbetrieb? Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, ein Wettbewerb im Hauen, Stechen, Wer-pißt-am-höchsten. In seinem "Bestiarium" schildert Raddatz nun die Jelinek als verirrte Möwe, Siegfried Lenz als Trockenqualle, Grass als Aal und Ulla Hahn als Schleichkatze. Im „Studio LCB“ wird Fritz J. Raddatz aus seinem „Bestiarium“ lesen sowie mit dem Rechtsanwalt und Schriftsteller Joachim Kersten sowie dem Literaturkritiker Ijoma Mangold über Rufmord und Literatur diskutieren.
Weiterführende Informationen
An diesem Abend dreht sich alles um den Literaturbetrieb. Raddatz und Gäste reden über die Tiefen und Oberflächen des Geschäfts mit dem literarischen Wort, über Affären und Idiosynkrasien in ihren Zirkeln. Die Unterhaltung sprudelt wie ein munteres Bächlein dahin - aus den Gewässern ragen die Köpfe der jüngeren Zeitgeschichte. Helmut Schmidt, den Raddatz als Schwätzer bezeichnet, sieht man vorbeischwimmen. Oder der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff taucht aus den Fluten auf, dem der Kritiker und Autor gute Manieren bescheinigt. Diese zwei Stunden geben einen klugen Einblick in den disparaten Club deutschsprachiger Literaten. Der Homme de Lettre Kersten analysiert die publizistische Landschaft hierzulande. Was gab es früher doch an großen Tieren in diesem Zoo zu sehen! Und warum das heute so ganz anders ist!