Studio LCB mit Hans Pleschinski
10. Dezember 2013
Literarisches Colloquium Berlin
Lesung: Hans Pleschinski
Gesprächspartner: Tilman Krause und Volkmar Hansen
Moderation: Maike Albath
Weiterführende Information
Im Zentrum des Abends steht ein "Spurensucher", wie Maike Albath den Übersetzer und Romancier Hans Pleschinski eingangs bezeichnet. Das einführende Gespräch mit den Gästen ist einerseits selbst eine Spurensuche nach Pleschinskis literarischem Werdegang, seinen Thomas-Mann-Lektüren und seiner (von Tilman Krause geteilten) Begeisterung für Frankreich. Andererseits dreht es sich natürlich auch um des Autors eigene Recherchen zum dem (fast) vergessenen Klaus Heuser. Im zweiten Teil des Abends widmet sich die Gesprächsrunde vor allem den historischen Hintergründen von "Königsallee". Thomas Manns Beziehung zum Nachkriegsdeutschland wird erörtert und das Leben der Familie Mann nach der Rückkehr. Vor allem aber geht es um Thomas Manns "große Liebe" (Krause) Klaus Heuser und ihren Einfluss auf das Werk des Schriftstellers.
Programmtext
Thomas Mann hätte dieses Buch bestimmt gemocht: Mit großer Nonchalance entwirft Hans Pleschinski in seinem neuen Roman „Königsallee” (C.H.Beck) die Geschichte einer Begegnung zwischen dem betagten Nobelpreisträger und seiner früheren Liebe Klaus Heuser, zu der es 1954 in Düsseldorf kommt. Thomas Mann soll dort aus seinem Felix Krull lesen, Klaus Heuser, längst ein erfolgreicher Geschäftsmann in Asien, ist mit seinem indonesischen Freund auf Heimaturlaub. Aus Zufall steigen beide in demselben Hotel ab; sofort sieht sich der Schriftsteller mit seinen großen Lebensfragen konfrontiert. Was macht ein geglücktes Leben aus, was bedeutet ihm der Ruhm, war der Verzicht die Voraussetzung für den literarischen Erfolg? Elegant verknüpft Pleschinski dokumentarisches Material mit Erfundenem und greift auf das Handlungsmuster von „Lotte in Weimar” zurück. Hans Pleschinski, 1956 in Celle geboren und seit vielen Jahren in München zu Hause, debütierte 1984. In „Ostsucht” (1993) nahm er seine Herkunft aus dem deutsch-deutschen Grenzland unter die Lupe, in dem autobiographischen „Bildnis eines Unsichtbaren” (2002) hielt er eine melancholisch-heitere Totenrede auf den Geliebten, und „Ludwigshöhe” (2010) drehte sich um das aberwitzige Erbe eines brasilianischen Onkels. Neben seinen erzählerischen Werken legte Pleschinski immer wieder Übersetzungen vor. Auf große Resonanz stießen zuletzt die von ihm herausgegebenen und übertragenen Tagebücher des Herzogs von Croÿ (2011). Im Studio LCB diskutiert er mit dem Thomas-Mann-Spezialisten Volkmar Hansen und dem Literaturkritiker Tilman Krause über das Zusammenspiel von Fiktion und Wirklichkeit.