Studio LCB mit Jürgen Becker

26. Juni 2002
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Jürgen Becker
Gesprächspartner: Thomas Böhm, Norbert Hummelt und Peter Gugisch
Moderation: Maike Albath

Programmtext

"Das Unwirkliche erscheint heute morgen/ mit Schneetreiben zwischen blühenden Bäumen" beginnt ein Gedicht in Jürgen Beckers "Journal der Wiederholungen" (1999). Seit den experimentellen Anfängen im Umfeld der Gruppe 47 kreisen die Texte des Kölner Schriftstellers um das Spannungsverhältnis zwischen äußerer Umgebung und inneren Zuständen. Jürgen Beckers Gedichte führen hinter die Landschaft und dringen bis in die Randzonen der Wahrnehmung vor: aus konkreten Orten werden imaginäre Räume, in denen Empfindungen und Erinnerungen ineinander fließen.
Ausgelöst durch den Fall der Mauer und die Wiederentdeckung verloren geglaubter Landschaften entstand 1999 der Roman "Aus der Geschichte der Trennungen". Der niedere Fläming und der märkische Schwielochsee provozieren Erinnerungsschübe, die eine zweigeteilte Biographie neu zusammensetzen. Der langjährige Hörspielchef des Deutschlandfunks Jürgen Becker wird wenige Tage vor seinem siebzigsten Geburtstag in Lesung und Gespräch einen Querschnitt durch sein Werk präsentieren.

Weiterführende Informationen

Diese Aufnahme wird geprägt von dem Versuch, das Werk Jürgen Beckers zu charakterisieren. Deutlich wird bei den Gesprächen schließlich, wie eng Schreiben und Leben bei Becker zusammenhängen. Die Darstellung dieses Zusammenhangs beschränkt sich nicht auf das rein Anekdotische: So erzählt Becker auch von einer Tagung der Gruppe 47 während der Kuba-Krise und verdeutlicht damit, wie wichtig ihm das Aufzeichnen von Erlebnissen ist - wie Erlebnisse durch die poetische Umarbeitung einen dokumentarischen Charakter bekommen können. Außerdem spricht Becker von seiner Treue zum Abbilden des "Landschaftlichen", und von der Erinnerung, der man mit Imagination beikommen muss. Das sind die technischen Aspekte seines Werkes. Inhaltlich kreist das Gespräch um die verlorenen Landschaften der Kindheit, was als Folge des Krieges und der Teilung Deutschlands gesehen wird.

Personen auf dem Podium