Studio LCB mit Katrin Askan und Antje Rávic Strubel

24. Juli 2001
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Katrin Askan und Antje Rávic Strubel
Gesprächspartner: Jana Hensel
Moderation: Denis Scheck

Sobald alle Rechtsinhaber zugestimmt haben, wird diese Veranstaltung vollständig nachzuhören sein.

Programmtext

Katrin Askan, Jahrgang 1966, Antje Rávic Strubel, Jahrgang 1974, und Jana Hensel, Jahrgang 1976, sind alle in der DDR geboren und haben ungewöhnlich früh zu veröffentlichen begonnen. "Aus dem Schneider" (Berlin Verlag 1999), Katrin Askans dritter Roman, und "Offene Blende" (dtv 2001), das Debüt von Antje Rávic Strubel, bedienen sich beide raffinierter Erzählkonstruktionen, die weit in die Vergangenheit ausgreifen und jeweils in einer Gegenwart enden. In dieser Gegenwart werden Fragen wie die nach der biographischen Determiniertheit, der historischen Alternative von Bleiben oder Gehen und dem Abraum der Vergangenheit virulent, und die Antworten lauten anders als im Werk der älteren Autorengeneration. An diesem Abend werden Katrin Askan und Antje Rávic Strubel aus noch unveröffentlichten neuen Texten lesen und mit der Literaturkritikerin Jana Hensel, die früher die Leipziger Literaturzeitschrift "EDIT" herausgab und heute auch als Lektorin arbeitet, unter anderem über die Frage diskutieren, ob es im zweiten Jahrzehnt nach dem Mauerfall noch eine DDR-Literatur gibt.

 

Weiterführende Informationen

Einmal zitiert Denis Scheck den Literaturkritiker Peter Demetz, der meinte, die Literatur der Neuen Bundesländer sei in Klagenfurt geboren worden. Damit ist gemeint, dass seit Mitte der 90er Jahre Autoren mit DDR-Hintergrund durch den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb peu à peu bekannt wurden. Um das Leben in der letzten Phase der DDR geht es u. a. in den Büchern von Askan, Rávic Strubel und Jana Hensel. Dies ist schließlich auch der Schwerpunkt der Sendung. So bezeichnet Scheck einen Roman von Rávic Strubel, der vorwiegend in New York spielt ("Blende"), "als sehr deutsche Liebesgeschichte von Ost und West" - und fühlt sich dabei an Uwe Johnsons berühmte "Jahrestage" erinnert. Katrin Askan dagegen erklärt, inwiefern sie als regelmäßig arbeitender Mensch die Erfahrung machte, dass die Idee vom lesenden Proletarier, wie sie gerne vom DDR-Politbüro propagiert worden war, Blödsinn gewesen sei. "Wenn man arbeitet, ist man abends meist viel zu erschossen, um ein Buch zu lesen.", so Askan. Und in Rávic Strubels Roman "Tupolew 134" wird die Entführung eines Flugzeugs, das 1979 auf dem Weg von Ost-Berlin nach Danzig war, thematisiert.

Personen auf dem Podium