„Koloß im Nebel“

06. Juni 2013
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Lesung: Durs Grünbein
Moderation: Jan Bürger

Programmtext

Seit seinen Anfängen in der Kunstszene am Prenzlauer Berg hat Durs Grünbein ein unverwechselbares Werk geschaffen. Ausgehend von seinen jüngsten Veröffentlichungen liest er Prosa und Gedichte, die um seine ostdeutsche Herkunft kreisen. In Kooperation mit dem DLA-Weekend Seminar "Neue ostdeutsche Literatur".

Weiterführende Informationen

"PENG! // Dann platzt der Reifen. [...]" So beginnt Durs Grünbein seine Lesung, untypisch für den vom Autor eigentlich bekannten Ton. Es folgt ein immer wieder von teils exegetischen Gesprächseinheiten unterfütterter Leseabend, der nach dem Gedicht über einen Autounfall schnell Richtung auf Erinnerung und Herkunft sowie deren mediale Vermittlung nimmt. Sowohl Die Lehre der Photographie als auch das autobiographische Erinnerungsstück Die Russen vor Dresden haben die Geburtsstadt des Autors zum Thema. Bloße autobiographische Dichtung sollte man jedoch nicht erwarten. Es sind vielmehr die geschichtlichen und poetischen Herkünfte, die beunruhigende Gleichzeitigkeit der Bilder, die sich mit den autobiographischen Bezügen überlappen. Die Gesprächsteile sind im Modus des produktiven Abschweifens gehalten: Durs Grünbein berichtet von einem Bücherfund zum Bombenangriff auf Dresden, ausgerechnet in Dublin während eines Spaziergangs mit Seamus Heaney. Das Gespräch konzentriert sich anschließend auf den Bombenkrieg und geht über zur Flut von 2002; der Unterschied von Vers und Prosazeile wird behandelt und schließlich wird über die immer noch problematische Rezeption einzelner russischer Schriftsteller und den Einfluss Ossip Mandelstams geredet.

Es entwickelt sich ein lebendiges Wechselspiel zwischen Gespräch und Lesung, an dessen Ende ein plastisches Bild sowohl des Autors als auch der Stadt als historisch geschichteter Schreib- und Referenzort entsteht.

Personen auf dem Podium