Studio LCB mit Terézia Mora: »Auf dem Seil«
28. August 2019
Literarisches Colloquium Berlin
Im Gespräch mit der Autorin: Katja Lange-Müller und Andreas Jungwirth
Moderation: Maike Albath
Programmtext
Und immer noch ist er unterwegs, dieser Darius Kopp, der Mann, der als IT-Spezialist seine Tage vertrödelte, weltfremd und gutmütig, bis ihn der Selbstmord seiner Ehefrau Flora aus der Bahn warf. Seither befindet er sich auf Wanderschaft. Terézia Mora, Büchner-Preisträgerin 2018, stellt ihren Helden in ihrem neuen Roman »Auf dem Seil« zum dritten Mal in den Mittelpunkt und beendet damit ihre Darius-Kopp-Trilogie. Mit der Asche seiner Frau im Gepäck ist er bis nach Sizilien gereist. Hier trifft er seine 17jährige Nichte, die ihm von nun an nicht mehr von der Seite weicht. Mit ihr kehrt Kopp nach Berlin zurück. Mora, 1971 in Sopron, Ungarn, geboren und neben ihrer schriftstellerischen Arbeit auch eine der bedeutendsten Übersetzerinnen aus dem Ungarischen, debütierte 1999 mit den Erzählungen »Seltsame Materie« (Rowohlt, 1999). Für den zweiten Band der Trilogie, »Das Ungeheuer« (Luchterhand, 2013), erhielt sie 2013 den Deutschen Buchpreis. Im Studio LCB liest Terézia Mora aus ihrem neuen Roman und diskutiert mit der Schriftstellerin Katja Lange-Müller und dem Schriftsteller, Schauspieler und Hörspielautor Andreas Jungwirth über den Abschluss ihrer Trilogie.
Weiterführende Informationen
Es herrscht gute Stimmung an diesem Abend im Saal des LCB, denn es sitzen gute Freunde auf dem Podium zusammen. Studio-LCB-Moderatorin Maike Albath hat Terézia Mora dazu eingeladen, über ihren neuen Roman „Auf dem Seil“, dem letzten Teil ihrer Romantrilogie um den Protagonisten Darius Kopp, zu sprechen. Ihr zur Seite sitzen die Autoren Andreas Jungwirth und Katja Lange-Müller. Mit beiden unterhält Mora seit Jahren eine freundschaftliche Beziehung. Lange-Müller lernte sie 1998 beim Häschenkurs im Rahmen der Klagenfurter Literaturtage kennen, Jungwirth traf sie zum ersten Mal beim OpenMike. Seither begleiten die Autoren ihr Schreiben gegenseitig, sprechen kritisch über Manuskripte und führen ausführliche und produktive Brief-, später E-Mail-Korrespondenzen und Telefongespräche.
Gemeinsam tauchen die Gäste an diesem Abend tief in die Geschichte und das Figurenensemble der Kopp-Trilogie ein und sind sich dabei nicht in jedem Punkt einig. Gerade das macht das Zuhören so spannend. So fachsimpeln Jungwirt und Lange-Müller engagiert über Moras Liebe zur Interpunktion und formale Entscheidungen wie Durchstreichungen, das Setzen von Klammern und das Einschieben von Kommentaren. Mora wiederum witzelt über Lange-Müllers Faible fürs Semikolon. Darüber hinaus werden viele wesentliche Eckpunkte des Romans seziert und unter die Lupe genommen. Mora berichtet zudem darüber, wie es ist, an solch einem großen Romanprojekt zu schreiben und schließlich Abschied von einem Protagonisten nehmen zu müssen, der einen über Jahre begleitet hat. Abgerundet wird dieser gesellige Hör-Abend von großartigen Lesepassagen von Mora selbst.
(Vorsicht: Die Vielschichtigkeit der Figuren und Komplexität der Handlung des Romans verführt Lange-Müller hier und da zu Spoilern!)