Studio LCB: Starke Frauen

24. August 2020
Literarisches Colloquium Berlin

Autorinnen der Zwanziger Jahre zwischen Journalismus und Literatur
Gesprächspartner: Nicole Henneberg, Jörg Später und Alena Wagnerová
Moderation: Katharina Teutsch

Programmtext

Mit ihrem Roman »Käsebier erobert den Kurfürstendamm« (Rowohlt 1932, Neuausgabe Schöffling & Co., 2016) eroberte wiederum Gabriele Tergit die Literaturszene der Weimarer Republik, ihr zweiter Roman »Effingers« (Hammerich & Lesser 1951, Neuausgabe Schöffling & Co., 2019) wurde erst nach dem Krieg veröffentlicht und schnell als ›die jüdischen Buddenbrooks‹ verehrt. Jetzt erscheinen Tergits Gerichtsreportagen und Erinnerungen »Vom Frühling und von der Einsamkeit«, neu ediert von Nicole Henneberg (Schöffling & Co., 2020). Tergit beschreibt darin die wachsende Gewalt zwischen linken und rechten Gruppierungen. Und sie protokollierte den Aufstieg der Nationalsozialisten. Über das Medium ›Zeitung‹ gelang es wagemutigen Autorinnen in der Grauzone zwischen Feuilleton und Literatur eine eigene Handschrift zu entwickeln und ein Publikum zu gewinnen. Fast alle Autorinnen der zwanziger Jahre waren auch als Reporterinnen im Einsatz. Als Journalistin in Prag und Wien durchbrach die als Kafka-Freundin in die Literaturgeschichte eingegangene Milena Jesenská übliche thematische Festlegungen auf ›Mode‹ und ›Haus‹ und zeigte in lebendigen Reportagen die Alltagsnot nach dem Ersten Weltkrieg in Wien. Alena Wagnerová hat den im Oktober erscheinenden Band »Prager Hinterhöfe im Frühling. Feuilletons und Reportagen 1919–1939« (übersetzt von Kristina Kallert, Wallstein, 2020) zusammengestellt und wird gemeinsam mit Nicole Henneberg und dem Biografen Siegfried Kracauers, Jörg Später, über das Genre der literarischen Reportage, über Frauen im Schreibberuf und den Mythos der Goldenen Zwanziger sprechen. In Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk.

Personen auf dem Podium